Das Jüdische Bad in Görlitz

Wissenswertes und Interessantes

Im Jahr 1071 wurde Görlitz das erste Mal urkundlich erwähnt. Im 11. und 12. Jahrhundert sollen sich um den Nikolaiturm überwiegend jüdische Kaufleute angesiedelt haben, die hier ihren Geschäften nachgegangen sind. In der Nikolaistraße 5 und 6 (Haus der Destille) soll sich damals ein jüdisches Gebetshaus gegründet haben.

In der Kelleranlage des Hauses befindet sich ein Tauchbecken, eine sogenannte „Mikveh“. Bei diesem Becken soll es sich um ein Jüdisches Bad handeln. Ein Jüdisches Bad ist ein rein ritueller Ort, der nicht zum Vergnügen dient. Anders als beispielsweise bei den Römern, deren Bäder (die „Therme“) Erholungsorte waren.

Der jüdische Glaube schreibt den Ritus einer Ganzkörperreinigung unter bewegtem, kaltem Wasser vor. Dies gilt zum Beispiel für Frauen nach der Menstruation, bevor sie das eheliche Schlafgemach wieder betreten durften.

Desweiteren verlangt der jüdische Glaube eine „Ganzkörper-Seelenreinigung“ nach begangenen Sünden, um die Seele von Schande und Unreinheit zu befreien.

Die Reinigung erfolgt in einem Tauchbecken im Jüdischen Bad, der sogenannten "Bade-Mikveh", mit zwischen sechs bis zehn Grad kaltem Wasser.

Zum Jüdischen Bad, das sich im Gebäude der Destille in Görlitz befindet, gibt es einen Zulauf und Ablauf, da das Wasser stets in Bewegung sein muss. Der Zulauf wird durch Wasser aus dem Petersberg gespeist sowie aus vielen kleinen Quellen, die sich noch heute vor der Stadtmauer befinden. Wahrscheinlich wurde dieses Jüdische Bad bis ins 14. / 15. Jahrhundert hinein als ritueller Ort genutzt. Im Anschluss wurden die Räume nur noch zum Lagern genutzt, da in den Kellern eine gleichbleibende Temperatur von etwa sechs bis zehn Grad Celsius vorherrscht, unabhängig von der Außentemperatur.